Wo beschrieben wird, wie, warum und mit wem das Drama seinen Anfang nimmt
(Ouvertüre – Vivace – Allegro amoroso – Largo con dolore)
Mir gehts beschissen. Die letzten Tage und Wochen waren zu viel, mental und physisch.
Ich muss meine Gedanken ordnen, mich selber einfangen. Den Zorn bändigen. Die Wut kanalisieren, und die Tränen abwischen, dafür sorgen, dass ich nicht am nächsten Baum ende – es war schon fast so weit, der Strick liegt schon da. Ich schreibe alles auf, weil ich damit besser klare Gedanken fassen kann. Und ja, hier wirds um meine Expartnerin gehen.
Ich werd‘ vieles weglassen, aber nichts dazuerfinden. Wer wirklich die restliche Rahmenhandlung wissen will, der soll einen Kommentar schreiben.
Zum Auftakt ein wenig Selbstreflektion – Ich bin zu gutmütig (und nein, das will ich nicht ändern). Ich vertraue zu sehr, ich ertrage zu viel ohne eine Grenze zu setzen, ich äußere meine Bedürfnisse nicht (weil ich sie oft selber nicht kenne), ich bin konfliktscheu und renne gerne mal schnell und weit weg.
Das sind meine Voraussetzungen. Macht mich das zu einem guten oder zu einem schlechten Menschen? Ich weiss es nicht. Ich habe in den letzten Jahren dran gearbeitet. An der Konfliktfähigkeit. An der Kunst, Bedürfnisse zu äussern. An mir selber. Und, nein, das macht keinen Spaß. Das tut weh. Das treibt einem in die Verzweiflung. Dinge, die man lange verdrängt hat, blubbern böse an die Oberfläche. Buäch.
Ich blende jetzt zurück in das Jahr 2017. September. Oktober. In etwa diesen Zeitraum. Ich bin grade dabei, in vollem Tempo aus einer Beziehung davonzurennen, weil ich (mal wieder) viel zu lange viel zu viel geschluckt habe: Wohin rennen und wie weit? Unklar. Erstmal rennen.
Aber dann, wie ein Blitzschlag – Auftritt Armine Eberle.
Eine Frau wie die h-moll-Symphonie von Schubert – mal leise, dunkel, geheimnisvoll, und dann fulminant, mit Pauken und Blechbläsern, hinübergleitend in das menschgewordene Allegro. Klar und schwebend wie das Streicherthema im 2ten Satz. Abtauchend in den düsteren cis-Moll-Keller. Alles auf einmal – Drama, Droge, Süße, ein Angriff auf jeden gesunden Menschenverstand. Eine Frau wie aus einem Märchen. Eine Traumgestalt, die sich aus dem Dunst am Horizont erhebt.
So ein wundervolles Geschöpf, so dachte ich.
Und ich bin stehen geblieben. Da war etwas neu. Ich war fasziniert. Dann gefesselt. Sie schien meine Seelenverwandte zu sein. Aber ich übte mich in Zurückhaltung. Aus Gründen. Wobei – ich wohnte ja schon im Hotel.
In all dem Chaos gab es einen Schlüsselmoment für mich. Freitag abends, 3. November 2017, kurz nach 8.
Sie ruft an.
N: Hallo
A: Hallo. (lange Pause) Wie gehts?
N: Nicht gut.
A: Wieso?
N: Mir fehlt etwas.
A: Was?
N: Du. Du fehlst mir.
A: Wo bist Du?
N: Im Hotel.
A: Ich komme (legt auf)
Für den Rest der Nacht fehlen mir die Worte.
Ich will hier nicht zu salmig klingen – aber diese Augen. Schwarz wie Ebenholz, tief wie der Marianengraben. Im inneren eine Kraft und eine Leidenschaft die mich umgehauen hat. Ein Gefängnis, in das man gerne geht.
Es folgte eine ermüdende, monatelange Berg- und Talfahrt. Soll ich? Will ich? Will sie? Und wie? Ein Paso Doble der Emotionen, bei dem unklar ist: wer ist der Stier, und wer ist das rote Tuch? Ein Hin und Her, bei dem ein Versicherungsvermittler aus Rastatt eine erwähnenswerte Rolle spielte.